eine Buchbesprechung bei FR online
Wer ein großes Rad schlägt, kann auch auf dem Bauch landen. Der amerikanische
Trendforscher und Regierungsberater Jeremy Rifkin schlägt in seinem neuen Buch gleich
zwei große Räder. Er möchte gegen das uralte Paradigma des Egoismus und der wölfischen
Konkurrenz unter Menschen die Empathie rehabilitieren und obendrein darlegen, dass wir
einem „Zeitalter der Empathie“ entgegen gehen.
Methodisch kommt das zwei Salti mortali gleich. Gestützt auf notorisch „neueste“
Forschungsergebnisse von Biologen, Kognitionswissenschaften und Hirnforschern, deren
Hypothesen er als Gewissheiten präsentiert, strickt Rifkin an einer neuen Anthropologie; er
gibt vor, ganz genau zu wissen, worin das „menschliche Wesen“ und „die menschliche Natur“ bestehen.
Aussagen darüber sind methodisch und sachlich so voraussetzungsreich, dass sie heute kaum mehr ernsthaft versucht
werden. Seit Aristoteles gilt „der“ Mensch als „zoon politikón“, als soziale Kreatur. Schon diese Behauptung ist nicht
ganz leicht zu begründen. Jürgen Habermas hat ein Lebenswerk darauf verwandt.
Rifkin nun überbietet Aristoteles und Habermas im Handstreich, wenn er meint,
Menschen seien nicht nur gesellige, sondern „von Natur aus liebevolle Wesen“.
„Unser Hirn ist auf Empathie geschaltet – es ist unsere Natur, es ist das, was uns zu
sozialen Wesen macht.“ Versuche mit Affen und die hirnphysiologische Hypothese
von der Existenz der Spiegelneuronen führt Rifkin als Beleg für seine ausgreifende
These an.
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