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Produktionsjahr: 2011
Produktionsland: D/ES
Farbe, 91 Minuten
Format: DCP
Ratio: CS
B/s: 24
Ton: Dolby SRD – dt. / span. / frz. OF m. dt. UT
wir zeigen die DVD Version mithilfe eines beamers
aus dem Presseheft:
SYNOPSIS
Der 17-jährige Thomas Weniger fährt mit seinem Vater Niels, einem
Staatsanwalt, in den Sommerurlaub nach Spanien. Die nächsten Wochen
versprechen ihnen Abwechslung; vor allem die Befreiung aus dem anhaltenden
Scheidungskrieg der Eltern.
Am Abend treffen Thomas und sein Vater eine gemeinsame Bekannte in einem
Restaurant. Angélica ist Thomas‘ Spanischlehrerin am heimischen Gymnasium.
Durch den – wie sich herausstellt – arrangierten Zufall erfährt Thomas von der
Beziehung des Vaters zu seiner Lehrerin. Während Niels und Angélica von nun
an versuchen, ihr neues Glück unbeschwert zu genießen, um eine mögliche
gemeinsame Zukunft auszuloten, geht Thomas eigene Wege. Mit einem
gemieteten Motorrad driftet er durch die fremde Stadt und ihre Umgebung.
Dabei begegnet er Djamile. Djamile ist gerade mit einem havarierten
Flüchtlingsboot aus Libyen an der Küste Spaniens gestrandet. Thomas nimmt sie
kurz entschlossen auf seinem Motorrad mit und versteckt sie heimlich auf
seinem Hotelzimmer.
Während sie sich von den Strapazen erholt, lernen sie sich besser kennen. Sie
erzählt Thomas von den schrecklichen Zuständen in ihrer Heimat; von ihren
Eltern, die ums Leben kamen; wie sie die Umstände der Überfahrt dann allein
und voller Angst durchlebte und von ihrer Hoffnung auf eine lebenswertere
Existenz in Europa.
Niels und Angélica bleibt die Anwesenheit des Mädchens nicht lange
verborgen. Während Niels auf eine legale Lösung drängt, ist Thomas überzeugt
davon, dass das nur zu Djamiles sofortiger Abschiebung führen würde. Angélica
stellt sich überraschend auf seine Seite.
Niels muss realisieren, dass Thomas zu allem entschlossen ist. Die Fassade
beginnt zu bröckeln. Die Teenager fühlen sich bedroht und beschränken den
Kontakt auf das Nötigste. Thomas versucht in seiner unbedarften Naivität
Kontakt zu anderen Afrikanern herzustellen. Djamile verweigert das wütend.
Thomas erfährt, das Djamile mit der Schleusermafia einen Vertrag eingehen
mußte, um die Reise nach Europa zu finanzieren. Sie zieht es nun vor, als
verschollen zu gelten, um nicht den Vertrag erfüllen zu müssen.
Als das Ende der Ferien sich nähert, steigert sich auch die Ausweglosigkeit der
Situation. Thomas besteht darauf Djamile mit nach Deutschland zu nehmen.
Doch dann wird Djamile von Angehörigen der afrikanischen Mafia entdeckt und
ultimativ aufgefordert wird, ihrerseits den Vertrag zu erfüllen. Djamile verläßt
Thomas gegen seinen Willen.
Für Thomas ist eine Rückkehr in die sorglose Normalität unmöglich. Verzweifelt
sucht er Djamile und findet sie, als Prostituierte auf der Straße. Beherrscht von
seinem unbedingten Willen ihr zu helfen, nimmt er Kontakt mit der Chefin der
Schleuser auf und kauft Djamile mit Niels Mietwagen aus dem Vertrag heraus.
Djamile kommt kurz darauf zu ihm zurück.
Niels steht dem Tun seines Sohnes immer hilfloser gegenüber und reagiert mit
einem brutalen Wutausbruch. Er verletzt Thomas so, dass der im Krankenhaus
behandelt werden muss. Djamile setzt er in einer anderen Stadt einfach aus. Die
Teenager scheinen nun endgültig voneinander getrennt. Niels und Angélicas
Beziehung scheitert. Sie kehren dennoch gemeinsam mit Thomas aus dem
Urlaub zurück.
Durch die Begegnung mit Djamile ist vieles klar geworden. Thomas weiß jetzt,
dass seine Existenz in der deutschen Provinz am wahren Leben vorbeigeht. Das
aber will er; und zwar zusammen mit Djamile.
Kurzbeschreibung in englisch auf der Seite der Hofer Filmtage
Interview mit dem Autor und Regisseur Sören Voigt
Herr Voigt; momentan vergeht kaum ein Tag an dem wir in der Presse
nicht von dramatischen Szenen mit afrikansichen Flüchtlingen an den
Küsten Südeuropas hören. Der Strom dieser Boat People die versuchen
nach Europa zu gelangen nimmt stetig zu. Wie sind Sie auf das Thema
aufmerksam geworden?
Das Thema „Migration“ wird in Implosion durch einen entscheidenden Faktor
ergänzt: der äußeren Immigration des afrikanischen Flüchtlingsmädchens
Djamile steht die innere Immigration des europäischen Teenagers Thomas
gegenüber. Zusammen versuchen sie, gegen alle Hindernisse, in eine
gemeinsame Zukunft aufzubrechen.
Das Aufeinanderprallen der Gegensätze zwischen der unbekümmerten Welt
des Urlaubstourismus‘ und der bedrückend kreatürlichen Situation von
heimatlosen, gestrandeten Bootsflüchtlingen, die – wenn sie Glück haben
und die Überfahrt überleben, an den Grenzen Europas anlanden, war der
wichtigste Auslöser für die Entscheidung, dieser Situation filmische
Aufmerksamkeit zu widmen.
Wie und wo haben sie das Thema recherchiert?
Während der Bucharbeit recherchierte ich in mehreren Ländern. Spanien,
Bulgarien, Portugal sowie auf Malta. Einblick in die Welt der Bootsflüchtlinge
konnte ich 2007 auf Gran Canaria nehmen. Ich traf dort afrikanische
Jugendliche, die die Reise auf einem „Cayuco“ überlebten, und konnte mit
ihnen sprechen.
Seit dem Beginn unserer Drehbuchentwicklung verfolgte ich permanent die
gesellschaftliche Diskussion. Es bleibt leider festzustellen, der
Flüchtlingsstrom unter tödlichen Risiken ist nicht versiegt und beginnt, trotz
Abschreckungspropaganda in Afrika, Hightech-Aufrüstung der
Grenzkontrollen, unmittelbarer Deportationen sowie stärkerer behördlicher
Präsenz direkt an der afrikanischen Küste, jährlich aufs Neue. Kaum hat die
wärmere Jahreszeit begonnen, sehen wir die Berichte von Bootsflüchtlingen
und Bootsunfällen mit vielen Ertrunkenen regelmäßig in den Medien. Die
Abschottung des europäischen Kontinents kann den Flüchtlingsstrom nicht
aufhalten, auch nicht den Massentod in der tödlichen Falle des Meeres.
Sind die Flüchtlinge im Film als Illegale und rechtslose Billigstarbeitskräfte fast schon so etwas wie ein gedulteter Bestandteil des Wirtschaftskreislaufs Spaniens bzw. Europas?
Die Flüchtlinge, die nichts anderes wollen, als hier zu arbeiten, bilden ein
immer größer werdendes Subproletariat in Europa, von dem schon jetzt viele
industrielle Branchen abhängig sind. Außerdem schicken die Illegalen, die es
nach Europa geschafft haben, regelmäßig kleine Geldbeträge in ihre Heimat,
die im Gegensatz zu der milliardenschweren Entwicklungshilfe wirklich bei
den Menschen dort ankommen und ihnen helfen.
Der Film erzählt eine Familiengeschichte, einen Konflikt zwischen Vater
und Sohn. Die Brisanz dieser Geschichte liegt meiner Meinung nach in der
Verweigerung des Vaters auf die brennende Thematik adäquat zu reagieren.
Es sind keine wirklichen Bemühungen für eine Lösung vorhanden. Es ist klar,
dass unser europäischer Blickwinkel das Ausmaß dieser Problematik oft nicht
wirklich erfasst. Das afrikanische Drama beginnt lange, bevor die EU
eingreifen und helfen könnte. Viele afrikanische Länder haben in den letzten
hundert Jahren mindestens einen Genozid erlebt. Die Auswirkungen der
Klimakatastrophe bekommen die verarmten afrikanischen Länder
unmittelbarer und existenzieller zu spüren. Nach wie vor werden die
Ressourcen von Wenigen „geplündert“ und außer Landes gebracht, anstatt
eine Lebensgrundlage für die Einheimischen aufzubauen und für bessere
Lebensbedingungen zu sorgen. Das vorherrschend praktizierte Modell der
staatlich organisierten Entwicklungshilfe unterstützt -vielleicht ungewollt –
diese Fehlentwicklung.
Wird und muss die neue Generation – Thomas im Film ist siebzehn – mit
der Herausforderungen unserer Welt anders umgehen? Was denkt diese
Generation über diesen globalen Zündstoffihrer Welt?
Ich kann wirklich nicht für eine Generation sprechen, der ich nicht angehöre,
aber ich denke, klar ist, dass es dringende Fragen gibt, die heute noch nicht
zufriedenstellend beantwortet werden. Unserer Generation und natürlich den
Jüngeren obliegt es, fruchtbare Antworten zu finden. Ich denke neben der
Selbstverständlichkeit Menschen in Not aufzunehmen und ihnen zu helfen,
bedarf es einer gesamtgesellschaftlichen Bejahung der Zuwanderung in allen
Bereichen. Deutschland ist wie viele mitteleuropäische Industrienationenja nur
indirekt von den Flüchtlingsstömen aus Afrika betroffen.
Der Vater verhält sich entsprechend, versucht das Thema zu verdrängen und zu
ignorieren. Steht er mit seiner Haltung stellvertretend auch für
Deutschland?
Nein. Solche metaphorischen Erzählweisen nerven mich und sind nicht
hilfreich. Wenn man die Position eines bestimmten Landes diskutieren wollte,
müsste man einen dokumentarischen Film machen und natürlich
hauptsächlich die Propaganda zu diesem Thema sezieren. Mir ging es mit
der Ausgestaltung der Figur des Vaters vornehmlich darum eine
Gegenposition zu der Hauptfigur aufzubauen. Eine Position, die viele
sicherlich nicht teilen, aber dennoch irgendwie nachvollziehen können. Der
Vater steht mit seiner Haltung ausschließlich stellvertretend für sich selbst.
Leider vermute ich, dass seine Ansichten in unserer Populärkultur auch auf
Zustimmung stoßen.
Einige deutsche Filme haben bei ihren Themen in der letzten Zeit ihren
Blick über die Grenzen Deutschlands hinweg gerichtet. Ist das ein
Zeichen für neue Themen und Interessen im deutschen Film?
Ich kann die Frage nur für mich beantworten .Ich empfinde mich sehr viel
stärker als Europäer, als vor ein paar Jahren. Deshalb entstand vielleicht mein
Wunsch auch außerhalb des eigenen Sprachgebietes zusammen mit
Menschen aus anderen Städten und Kulturen zu arbeiten. Die Dreharbeiten
zu IMPLOSION waren stark geprägt von dieser Vielfalt. An einem Drehtag
9zählten wir die unzähligen Sprachen, die am Set gesprochen wurden. Es
waren um die 18 mit den afrikanischen Dialekten.
Wofür steht für Sie der Titel IMPLOSION?
Die familiäre -und die gesellschaftliche- Bindekraft reicht nicht aus, um die
Widersprüche im konkreten Erleben des Jugendlichen Thomas auszugleichen
Er entsolidarisiert sich zu Recht von der hilflosen Bevormundung seines
Vaters Niels und versucht in einem verzweifelten Befreiungsschlag seiner
afrikanischen Freundin die Freiheit zu schenken. Er versucht damit unsere
gemeinsamen europäischen gesellschaftlichen Grundwerte von Freiheit,
Gleichheit und Würde eines jeden Menschen konkret umzusetzen und
scheitert damit glücklicherweise nicht.
Besetzung
Sven Gielnik (Thomas)
Eye Haidara (Djamile)
Carolina Clemente (Angelica),
Hans-Jochen Wagner (Nils)
Eric Ebouaney (Wilhelm)
Bio- und Filmographie Sören Voigt
Sören Voigt wurde 1968 in Pinneberg/ Schleswig-Holstein geboren. Nach
dem Abitur war er von 1990-1991als Regieassistent am Kölner
Schauspielhaus bei Dimiter Gottcheff tätig. Von 1991-1993 studierte er an
der polnischen Filmschule in Lodz Regie, um anschließend an der Deutschen
Film- und Fernsehakademie Berlin (dffb) sein Studium abzuschließen. Sören
Voigt besuchte Drehbuchseminare bei Peter Märthesheimer, Peter Probst,
Don Bohlinger, Burkhart Driest und Dick Ross sowie Regieseminare mit Uwe
Schrader, Alexander von Eschwege, Rosa von Praunheim und Wolfgang
Becker. Sein vielfach ausgezeichneter Kinospielfilm „Tolle Lage” (Perfect Sight)
war sein Abschlussfilm an der dffb. Sören Voigts zweiter Kinofilm „Identity
Kills“ wurde auf über zwanzig internationalen Festivals gezeigt. Seit 2004
entwickelte er u.a. das Drehbuch zu seinem dritten Spielfilm „IMPLOSION“.
Kontakt
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links zum film:
Das ZDF zeigte Implosion in der Reihe das kleine Fernsehspiel
http://www.tvspielfilm.de/kino/filmarchiv/film/implosion,5666129,ApplicationMovie.html
mehr zur interkuturellen Woche in Heppenheim 2013
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Nachtrag_Stimmen der Zuschauer:
Das Publikum im Haus der Kirche war in seinem Urteil über den Film gespalten. Kritisiert wurde, dass der Film zwar das Phänomen der „illegalen Einwanderer“ abbilde mit all den Grausamkeiten, die damit verbunden sind. Er erzähle aber wenig oder gar nichts über die Fluchtursachen und schon gar nicht was man dagegen politisch tun könne. So seien die Europäer und deren Wirtschaftspolitik mitverantwortlich dafür, dass es insbesondere vielen afrikanischen Ländern wirtschaftlich schlecht gehe und dafür, daß die Menschen dort keine Perspektive hätten. Die Europäer betrachteten Afrika unter anderem als Markt für die eigenen Produkte interessierten sich aber sonst wenig für die Länder Afritkas.
Kritisiert wurde auch, daß die Akteure im Film nicht verantwortungsbewußt handeln würden, das treffe sowohl für die Figur Thomas zu, der völlig unüberlegt seiner Freundin Djamille Hoffnungen auf eine Zukunft in Deutschland mache als auch auf den Vater , der die Flüchtlingsproblematik völlig verdränge und nur an seine eigene Karriere denke.
Andere Zuschauer hielten dagegen die Herangehensweise des Thomas für legitim. Er zeige Empathie und sei offen für den Mitmenschen Dajmille, dadurch hebe er sich positiv von den Reaktionen des Vaters ab. Sein Verhalten sei vielleicht naiv und schwärmerisch aber immer noch besser als die Gleichgültigkeit des Vaters. Der Film zeige das Flüchtlingsthema aus einer ungewöhnlichen Perspektive, die aber nachdenklich mache.
Die Frage, ob Djamille durch eine Heirat mit Thomas zu einem gesicherten Aufenthalt in Deutschland gelangen könnte, konnte nicht abschliessend beantwortet werden.Überhaupt läßt der Film ja das weitere Schicksal der beiden Verliebten offen. In der Diskussion wurde auch darauf hingewiesen, daß es in Deutschland eine große Zahl von illegalen Einwanderern (ohne Papiere) gibt, die in ständiger Angst vor Entdeckung leben. Hingewiesen wurde auch auf die Dramen, die sich ständig im Mittelmeer abspielten, wenn Flüchtlinge in oft unzureichend ausgerüsteteten Booten versuchten einen der EU Staaten oder vorgelagerte Inseln zu erreichen. Darauf habe auch Papst Franziskus bei seiner Reise zur italienischen Insel Lampedusa aufmerksam gemacht. Als problematisch wurde auch angesehen, daß die Flüchtlinge nicht auf Europa verteilt würden sondern nur in jenem Land versuchen könnten, Asyl zu finden, das sie zuerst betreten. (g.r.)