Die Veranstaltung ist inspiriert unter anderem von dem Bielefelder Projekt „Gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit“ (GMF) in Deutschland
folgende Kurzdarstellungen haben wir dazu auf einem server der Universität Bielefeld gefunden ….mehr:
Die humane Qualität einer Gesellschaft erkennt man nicht an Ethikdebatten in Feuilletons meinungsbildender Printmedien oder in Talkshows, sondern am Umgang mit schwachen Gruppen. Der kann sich in vielen Facetten ausdrücken:
Ökonomische Umverteilungen von unten nach oben, Entfernungen aus dem öffentlichen „Verkaufsraum“, Generalverdächtigungen gegenüber Lebensstilen oder religiösen Überzeugungen ganzer Gruppen sind nur einige Varianten. Zum Teil werden Gruppen gegen andere instrumentalisiert oder als Bedrohungspotential auf die öffentliche Tagesordnung gehoben. Eine andere Variante ist, die Situation schwacher Gruppen gar nicht erst zu thematisieren, sie also aus der öffentlichen Wahrnehmung und Diskussion auszuschließen, zu vergessen; mithin sie nicht anzuerkennen, um nicht über Verbesserungen ihrer Lage nachdenken zu müssen. Klammheimlich kann dazu auch die „Schuldumkehr“ eingesetzt werden, womit die Ursachen für Abwertungen – quasi gesellschaftsentlastend – den Gruppen selbst zugeschrieben werden.
Ein zentrales Problem unserer Gesellschaft steht hinter allen diesen Erscheinungsweisen, Instrumentalisierungen und Entwicklungen: Die Aufrechterhaltung oder gar Verstärkung der Ungleichwertigkeit von Gruppen und ihrer Mitglieder sowie die Auflösung von Grenzen zur Sicherung ihrer physischen und psychischen Integrität, die ihnen ein Leben in Anerkennung und möglichst frei von Angst ermöglichen.
Daher geht es immer wieder um die Frage, wie Menschen unterschiedlicher sozialer, religiöser und ethnischer Herkunft mit ihren verschiedenen Lebensstilen in dieser Gesellschaft leben, Anerkennung erfahren oder aber sich feindselige Mentalitäten ausgesetzt sehen.
Dabei sind wir mit einer bemerkenswerten Ungleichzeitigkeit konfrontiert. Auf der einen Seite werden von der Politik durchaus Anstrengungen etwa zur rechtlichen Gleichstellung bzw. Anti-Diskriminierung unternommen. Auf der anderen Seite sind deren Effekte offenkundig nicht hinreichend für eine deutliche Veränderung von Einstellungen in der Bevölkerung und für ein besseres Zusammenleben von Gruppen.
Vor diesem Hintergrund sind für die Bundesrepublik drei zentrale Fragen ständig wieder neu zu klären:
- In welchem Ausmaß wird die Würde zahlenmäßig schwacher bzw. sog. beschwerdearmer Gruppen angetastet durch abwertende, ausgrenzende Einstellungen und diskriminierendes Verhalten anderer Personen?
- Welche Erklärungen sind dafür zu finden, dass sich menschenfeindliche Mentalitäten in dieser Gesellschaft hartnäckig halten bzw. ausbreiten?
- Wo werden Veränderungen in den Ausmaßen und Zusammenhängen im Zeitverlauf erkennbar?
Ein Projekt des Instituts für interdisziplinäre Konflikt- und Gewaltforschung (IKG) der Universität Bielefeld versucht diese Fragen bereits seit dem Jahr 2002 zu beantworten. Es werden über einen Zeitraum von 10 Jahren hinweg jährlich 2.000 repräsentativ ausgewählte Personen in Deutschland interviewt. Zudem werden im Abstand von zwei Jahren ein und dieselben Personen wieder befragt, um Veränderungen bei diesen Personen zu analysieren und mit den gesellschaftlichen Veränderungen in Verbindung zu setzen. Auf den folgenden Seiten werden das Projekt sowie vergleichend einige Ergebnisse der bisherigen Survey-Befragungen vorgestellt……………………….mehr:
eine kurze Einführung in die Studie bietet auch das nachfolgende Interview:
quelle: http://www.youtube.com/watch?v=ShlkP8blatE
zum weiterlesen: wdr interview mit Konfliktforscher Andreas Zick, Amadeu Antonio Stiftung _Broschüre: Was tun gegen GMF.pdf, Das Worldcafe als Methode zum Organisieren von Workshops
Inhalt
Das Land hat sich verändert, seit 2002 der erste Band dieser Studie erschien: Hartz IV wurde eingeführt, einem Rückgang der Arbeitslosigkeit folgte ab 2008 die Bankenkrise; im Zuge der Fußball-WM wogte der »Party-Patriotismus« durchs Land; 2010 beherrschten Sarrazins umstrittene Thesen die Schlagzeilen. Der kurzfristigen Aufmerksamkeit der Medien setzen Wilhelm Heitmeyer und sein Team ihre Langzeitumfrage entgegen. Seismographisch dokumentieren sie die Ängste der Menschen, ihre Einstellung gegenüber schwachen Gruppen und der Demokratie. Zuletzt konnten sie zeigen, daß Teile des Bürgertums die Solidarität mit »denen da unten« aufkündigen und einen »eisigen Jargon der Verachtung« pflegen. In der zehnten und letzten Folge ziehen sie nun eine wissenschaftliche und persönliche Bilanz
quelle: http://www.suhrkamp.de/buecher/deutsche_zustaende-_12647.html
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lesen Sie auch: Aus Politik und Zeitgeschichte _bpb_Ungleichheit, Ungleichwertigkeit