Übermorgen ist es siebzig Jahre her, dass der Zweite Weltkrieg in Europa zu Ende ging – jener mörderische Schrecken, der von Deutschland ausgegangen war.
Der Krieg ging endlich zu Ende,
der unseren Kontinent verwüstete,
in dem die Juden Europas ermordet wurden,
in dessen Verlauf Millionen von Soldaten und Zivilisten starben,
in dessen Folge in vielen Ländern Millionen aus ihrer Heimat vertrieben wurden,
als dessen Ergebnis Europa, mitten darin Deutschland, ein halbes Jahrhundert geteilt war.
Dieser Krieg endete erst, als die westlichen Alliierten und die Sowjetunion gemeinsam Deutschland zur Kapitulation gezwungen hatten und uns Deutsche damit auch von der Nazi-Diktatur befreiten. Wir Nachgeborenen in Deutschland haben allen Grund, für diesen aufopferungsvollen Kampf unserer ehemaligen Gegner in Ost und West dankbar zu sein. Er hat es möglich gemacht, dass wir in Deutschland heute in Freiheit und Würde leben können. Wer wäre nicht dankbar dafür?
Hier in Schloß Holte–Stukenbrock erinnern wir in dieser Stunde an eines der größten Verbrechen in diesem Krieg: Millionen von Soldaten der Roten Armee sind in deutscher Kriegsgefangenschaft ums Leben gebracht worden – sie gingen an Krankheiten elendig zugrunde, sie verhungerten, sie wurden ermordet. Millionen von Kriegsgefangenen, die doch nach Kriegsvölkerrecht und internationalen Verabredungen in der Obhut der Deutschen Wehrmacht standen.
Sie wurden auf lange Fußmärsche gezwungen, in offenen Güterwagen verschickt, sie kamen in sogenannte Auffang- oder Sammellager, in denen es anfangs so gut wie nichts gab – keine Unterkunft, keine ausreichende Verpflegung, keine sanitären Anlagen, keine medizinische Betreuung –, nichts. Sie mussten sich Erdlöcher graben, sich notdürftig Baracken bauen – sie versuchten verzweifelt, irgendwie zu überleben. Dann wurden sie in großer Zahl zum Arbeitseinsatz gezwungen, den sie, geschwächt und ausgehungert, wie sie waren, oft nicht zu überleben vermochten.
Wenige hundert Meter von hier war das Kriegsgefangenenlager „Stalag 326 Senne“
. Mehr als 310.000 Kriegsgefangene waren hier. Sehr viele von ihnen sind umgekommen, zehntausende sind hier begraben.
Was sagen Zahlen? Wenig – und doch, sie geben Auskunft, sie geben uns zumindest eine Vorstellung von dem Schrecken und von der unbarmherzigen Behandlung, die die Sowjetsoldaten in deutscher Gefangenschaft erlitten haben. Wir müssen heute davon ausgehen, dass von über 5,3 Millionen sowjetischen Kriegsgefangenen deutlich mehr als die Hälfte umkam. Millionen Schicksale, Millionen Namen, Millionen Lebensgeschichten. Es waren Russen, Ukrainer, Weißrussen, Kirgisen, Georgier, Usbeken, Kasachen, Turkmenen – Soldaten aus allen Völkern, die damals zur Sowjetunion gehörten.
Wenn wir betrachten, was mit den westalliierten Kriegsgefangenen geschah, von denen etwa drei Prozent in der Gefangenschaft umkamen, dann sehen wir den gewaltigen Unterschied: Anders als im Westen war der Krieg im Osten vom nationalsozialistischen Regime von Anfang an als ein Weltanschauungs- und Vernichtungs- und Ausrottungskrieg geplant – und in der Regel auch geführt, denken wir zum Beispiel an diese schreckliche jahrelange Belagerung Leningrads mit dem Ziel des Aushungerns einer Millionenstadt. Denken wir an die Brutalität gegenüber der Zivilbevölkerung in allen besetzten Ländern, ganz besonders aber in der Sowjetunion. Das geschah bewusst und vorsätzlich und auf ausdrücklichen Befehl Adolf Hitlers. Die Wehrmacht setzte diese Befehle bereitwillig um. Es war der Generalstabschef Halder, der im Mai 1941 formulierte: „Wir müssen von dem Standpunkt des soldatischen Kameradentums abrücken. Der Kommunist ist vorher kein Kamerad und nachher kein Kamerad“
. Dementsprechend sollten die Gefangenen behandelt werden, und das ist bei den Völkern der ehemaligen Sowjetunion bis heute in unauslöschlicher Erinnerung.
Als die Sowjetunion sich ganz zu Beginn des Krieges bereit erklärt hatte, über das Rote Kreuz mit dem Deutschen Reich eine Vereinbarung über die Behandlung der Kriegsgefangenen zu schließen, da lehnte Hitler das brüsk ab – und er sorgte dafür, dass seine Ablehnung in Millionen von Flugblättern auch seinen Soldaten bekannt wurde. Denn er hatte ein Ziel, und es war eindeutig: Kein deutscher Soldat sollte glauben, dass er in sowjetischer Kriegsgefangenschaft überhaupt überleben könnte. Alle sollten bis zum letzten Atemzug kämpfen und sich auf keinen Fall ergeben. Das Schicksal derjenigen seiner Soldaten, die dann doch gefangen wurden, war dem Obersten Befehlshaber vollkommen gleichgültig.
Nun schauen wir auf die andere Seite. Auf der anderen Seite dekretierte Stalin: Wenn ein sowjetischer Soldat gefangen werde, habe er nicht bis zuletzt gekämpft, konnte gleichsam also nur desertiert sein, also irgendwie ein Verrätersein. Deswegen erwarteten bei Kriegsende sehr viele in die Heimat entlassene sowjetische Kriegsgefangene erneute Lagerhaft, oft sogar der Tod. Wir können nur ahnen, wie viele Mütter, wie viele Ehefrauen, wie viele Bräute, wie viele Kinder noch nach Kriegsende vergeblich gewartet haben; und auch wie schwer es für sie war, damals dieser ihrer Toten zu gedenken.
Als Deutsche fragen wir uns aber zuerst nach deutscher Schuld und Verantwortung. Und für uns bleibt festzuhalten, dass der millionenfache Tod derer, die unter der Verantwortung der Deutschen Wehrmacht starben, „eines der größten deutschen Verbrechen des Zweiten Weltkriegs“
gewesen ist. Viele wollten das nach dem Krieg noch sehr lange Zeit nicht wahrhaben. Aber spätestens heute wissen wir: Auch die Wehrmacht hat sich schwerer und schwerster Verbrechen schuldig gemacht.
Aus mancherlei Gründen ist dieses grauenhafte Schicksal der sowjetischen Kriegsgefangenen in Deutschland nie angemessen ins Bewusstsein gekommen – es liegt bis heute in einem Erinnerungsschatten. Das mag damit zu tun haben, dass die Deutschen in den ersten Jahren nach dem Krieg vor allem an ihre eigenen Gefallenen und Vermissten gedacht haben, auch an die Kriegsgefangenen, die zum Teil noch bis 1955 in der Sowjetunion festgehalten wurden.
Das mag sicher auch daran liegen, dass die Schreckensbilder von der Eroberung des deutschen Ostens durch die Rote Armee vielen Deutschen den Blick auf die eigene Schuld verstellten. Diejenigen, die wegschauen und sich nicht erinnern wollten, sahen sich dann zudem später durch die Besatzungs- und Expansionspolitik der Sowjetunion und durch die Errichtung einer kommunistischen Diktatur mit Rechtsferne, Unfreiheit und Unterdrückung in der sowjetisch besetzten Zone Deutschlands bestätigt. In der DDR wurde zwar die Erinnerung an das heldenhafte sowjetische Brudervolk groß geschrieben, aber der amtlich verordnete Heldenmythos ließ auf der anderen Seite wenig Raum für die Empathie mit denjenigen, die als Kriegsgefangene in Deutschland keine strahlenden Sieger waren, sondern Opfer, Entrechtete, Geschlagene.
In späteren Jahren haben in Westdeutschland und auch im wiedervereinigten Deutschland die Erinnerung an den Völkermord an den Juden und die beginnende Scham darüber die Auseinandersetzung mit anderen Verbrechen einfach überlagert.
Dabei sind doch die Verbrechen des Nationalsozialismus zutiefst miteinander verbunden. Sie haben alle dieselbe Wurzel: Sie stammen aus der Vorstellung, dass auch unter Menschen nur das Recht des Stärkeren gelte, und dass der Stärkere das Recht habe, über das Lebensrecht der Anderen zu entscheiden, über Wert, über Unwert ihres Lebens. So wurden die Juden, wie die Sinti und Roma ausgesondert, gedemütigt, ermordet, dann die Behinderten oder Homosexuellen. So wurden dann auch die Völker im Osten als „minderwertig“
diffamiert, weswegen man mit ihnen ohne Rücksicht auf Humanität und Menschenrechte, auch ohne Rücksicht auf die Regeln des Völker- und Kriegsrechts verfahren dürfe.
Im Protokoll der Besichtigung eines Kriegsgefangenenlagers durch Propagandaminister Goebbels hält ein Regierungsbeamter fest:
„Der Zweck der Fahrt sollte sein, […] einmal die in den Wochenschauen gezeigten Untermenschen in Natur vorzuführen. […]
Die Fahrt brachte insofern nicht das gewünschte Ergebnis, als die Gefangenen fast durchweg Weißrussen waren und daher durchschnittlich ein durchaus menschliches Aussehen hatten. […]
Sie bekommen außerordentlich wenig Beköstigung und haben Tag und Nacht keinerlei Schutz vor dem Wetter. Meines Erachtens werden diese Gefangenen sowieso hinter ihrem Drahtzaun verrecken. […]“
Hybris, Allmachtswahn, Herrenmenschentum, Zynismus: das sind die Kennzeichen nationalsozialistischer Ideologie und eben auch nationalsozialistischer verbrecherischer Praxis.
Erschütternd ist immer noch, wenn wir sehen, in wie kurzer Zeit ganz normale Männer und Frauen, einmal mit dieser Ideologie vergiftet, zu Komplizen der Unterdrückungspraxis gemacht werden und manche sogar zu unbarmherzigen Menschenschindern und Mördern werden konnten.
Wir stehen hier und erinnern an dieses barbarische Unrecht und an die Verletzung aller zivilisatorischer Regeln. Wir erinnern daran im Namen der Humanität, im Namen der Gleichheit und der Würde, die unterschiedslos allem zukommt, was Menschenantlitz trägt. Im Namen der Menschenrechte, die uns verpflichten, die uns binden und leiten und für deren Geltung wir eintreten, stehen wir hier.
Wir sind an einer Stätte versammelt, an der auf den ersten Blick kaum etwas das Ausmaß dessen erkennen lässt, weswegen wir hier sind. Gedenksteine markieren Gräberreihen, die längst von Gras bewachsen sind. Es scheint so, als habe die vergangene Zeit fast jede sichtbare und fühlbare Erinnerung an das ausgelöscht, was hier einst Menschen Menschen angetan haben.
So wie wir hier in Schloß Holte-Stukenbrock unsere Erinnerung und unser historisches Gedächtnis anstrengen müssen, damit wir auf dieser Grasfläche einen Schreckensort für hunderttausende Menschen erkennen können, so geht es uns wohl überhaupt mit dem Eingedenken vergangenen Leids: Was spurlos verwehen sollte, das rufen wir in unser Gedächtnis. Wenigstens vor unserem inneren Auge soll in Umrissen noch einmal aufscheinen, was hier furchtbare Wirklichkeit war, was uns durch Fotos, Statistiken, Karteikarten, Erzählungen, Augenzeugenberichte unabweisbar und unwiderlegbar sagt: Das ist hier geschehen, mitten in Deutschland. Und es ist ja nicht irgendwie „geschehen“
. Es wurde „gemacht“
, es wurde „verübt“
, planmäßig und mit bösem Kalkül und ewig unfassbar. Von Menschen, mit denen wir Sprache, Herkunft und Nationalität teilen, von Menschen, deren Verbrechen heute Teil unserer Geschichte sind.
Wir müssen unseren Willen anstrengen, um die Wahrheit auszuhalten, um nicht immer unwillkürlich zu denken: Das kann doch unmöglich wahr sein – das, was hier im „Stalag 326“
und an hunderten von anderen, über ganz Deutschland verteilten Orten menschenmöglich war – und was hier aber doch tatsächlich stattgefunden hat.
Wir müssen aber nicht nur unseren Verstand anstrengen, nicht nur unser Vorstellungsvermögen aktivieren und unsere historischen Kenntnisse erweitern. Wir müssen – zuerst und zuletzt – auch unser Herz und unsere Seele öffnen für das, was wir kaum glauben wollen. Es geht um eine wirkliche Empathie, ein wirklich bewegendes, unser Inneres, unser Herz, unsere Seele bewegendes Gedenken.
Ich danke heute ganz ausdrücklich allen dafür, die sich in den vergangenen Jahren und Jahrzehnten für ein solches immer neues Bewusstmachen und Einfühlen eingesetzt haben. Es waren ehrenamtlich Engagierte, die Spuren ausfindig gemacht und Erinnerung wachgehalten haben.
Damit diese Erinnerung nicht verwelkt, darum gab und gibt es die Initiative „Blumen für Stukenbrock“
, darum gibt es jetzt, dank unermüdlicher, überwiegend ehrenamtlicher Initiative die Dokumentationsstätte. Es gibt einen vorbildlich engagierten Förderverein, kundige Führungen und Ausstellungen. Angehörige von Opfern, die von weit her kommen und nach Spuren der Erinnerung an ihre Väter oder Großväter suchen, sie werden liebevoll betreut und begleitet.
Einer, der selber als Gefangener hier war, Leo Frankfurt, ist heute hier und wird gleich noch zu uns sprechen. Es bewegt mich sehr, dass Sie hier sind, Herr Frankfurt. Es ist so etwas wie ein gnädiges Geschenk an uns, es beschämt uns und es beglückt uns gleichzeitig. Danke!
Und es sind unter uns Mitglieder der Familie Basanov, deren Vater, Schwiegervater und Großonkel Basan Erdniev hier Lagerhäftling war und hier begraben ist. Wir haben eben kurz inne gehalten an der Stelle, an der Sie sich erinnern an Ihren Vater. Auch für Ihr Kommen, liebe Familie Basanov, bedanke ich mich und freue mich sehr, dass Sie mich an diesem Tag begleiten und unter uns sind.
Zu den Initiativen, die hier wertvolles Engagement beweisen, gehört auch die Geschichts-AG des Gymnasiums Schloß Holte–Stukenbrock. Es gibt das Anne-Frank-Projekt und das schulübergreifende Theaterprojekt. Alle diese jungen Menschen haben die Aufgabe übernommen, die Erinnerung weiter zu tragen. Das gilt auch für die Polizeischüler, die hier ausgebildet werden, und die sich sehr genau bewusst sind, was die Geschichte dieses Ortes bedeutet. Und gekommen sind heute auch junge Soldaten der Bundeswehr, für die historisches Bewusstsein selbstverständlich ist.
Es gab und gibt, dank der freiwilligen Initiativen hier und an anderen, ähnlichen Orten in unserem ganzen Land, diesen hartnäckigen, alltäglichen Widerstand gegen das Vergessen. Das ist gut so, das gehört zu unserer Kultur. So sind heute auch Vertreter der Aktion Sühnezeichen/Friedensdienste hier, auch Vertreter von Gegen Vergessen/Für Demokratie und vom Deutsch-Russischen Museum Karlshorst. Ihnen und den Vielen, die in unserem Land selbstlose Erinnerungs- und Gedenkarbeit leisten, danke ich heute und hier ganz ausdrücklich. Sie helfen bei einer Aufgabe, die sich auch 70 Jahre nach Kriegsende noch stellt: auch das Schicksal der sowjetischen Kriegsgefangenen aus dem Erinnerungsschatten heraus zu holen.
Nicht weit von hier stehen wir vor dem Gelände, das Tod und Verderben gebracht hat, auf dem die Schreie, das Seufzen und das Stöhnen der geschundenen Leiber und Seelen unsichtbar eingeschrieben bleiben.
Dies ist einer der Orte, an denen wir schmerzhaft und intensiv empfinden, dass die Toten für die Lebenden eine Verpflichtung sind. Sagen wir also heute, siebzig Jahre nach dem Ende des Krieges, „Ja“
zu dieser Verpflichtung. Versprechen wir uns gegenseitig, dass wir, was an uns ist, tun, um ein menschenwürdiges und friedliches Leben für alle zu ermöglichen und zu beschützen.
Zusatzinformationen
Übersetzung/Translation
…http://www.bundespraesident.de/SharedDocs/Reden/DE/Joachim-Gauck/Reden/2015/05/150506-Holte-Stukenbrock.html..
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Речь Федерального Президента Йоахима Гаука на Почетном кладбище советских жертв войны в память о страданиях советских военнопленных 06 мая 2015 г. в г. Шлос-Хольте-Штукенброк
Послезавтра исполнится 70 лет со дня окончания Второй моровой войны в Европе: того смертоносного ужаса, исходившего от Германии.
Закончилась, наконец, война,
разорившая наш континент,
в которой были убиты евреи Европы,
в течение которой погибли миллионы солдат и мирных жителей,
вследствие которой во многих странах миллионы были изгнаны со своей родины,
в результате которой Европа, в самом её центре Германия, были разделены в течение полувека.
Эта война закончилась лишь тогда, когда западные союзники и Советский Союз совместно принудили Германию к капитуляции и тем самым освободили нас, немцев, от нацистской диктатуры. Мы, потомки в Германии, имеем полное основание быть благодарными за эту самоотверженную борьбу наших бывших противников на востоке и западе. Она дала нам возможность свободной и достойной жизни в нынешней Германии. Кто бы не был благодарен за это?
На этом месте, в Шлосе-Хольте-Штукенброке, мы в этот час напоминаем об одном из самых крупных преступлений этой войны: миллионы солдат Красной армии были лишены жизни в военном плену в Германии: они гибли вследствие болезней и голода, их убивали – миллионы военнопленных, которые согласно
международному военному праву и международным договорённостям находились под опекой Вермахта.
Их принуждали к длительным пешим маршам, ссылали их в открытых грузовых вагонах в так называемые приёмные и сборные лагеря, в которых поначалу не было практи-чески ничего – ни жилья, ни достаточного продовольственного снабжения, ни санитар-но-технической инфраструктуры, ни медицинского обслуживания – ничего. Они были вынуждены копать ямы; в нужде строить бараки, отчаянно пытались выжить кое-как. Затем многих из них принуждали к работе, которую они, ослабленные от голода, зачас-тую пережить не могли.
Несколько сотен метров отсюда был расположен лагерь военнопленных «Шталаг-326 Зенне». Здесь находилось более 310000 военнопленных. Очень многие из них погибли, десятки тысяч похоронены здесь.
О чем говорят цифры? Совсем о малом, но тем не менее, они дают нам представление об ужасах и немилосердном обращении с советскими солдатами в военном плену в Германии. Сегодня следует исходить из того, что из более 5,3 миллиона советских военнопленных погибло гораздо больше, чем половина. Миллионы судеб, миллионы имён, миллионы историй жизни. Среди них были русские, украинцы, белорусы, киргизы, грузины, узбеки, казахи, туркмены: солдаты всех народов, которые в то время входили в состав Советского Союза.
А если мы обратим внимание на то, что случилось с военнопленными западных союзников, из которых в плену погибло около трёх процентов, то заметим эту огромную разницу: в отличие от войны на западе национал-социалистический режим на востоке с самого начала планировал мировоззренческую войну и войну на уничтожение и истребление, которую они, как правило, и вели. Давайте вспомним в качестве примера эту ужасную многолетнюю блокаду Ленинграда с целью истощения от голода многомиллионного города. Давайте вспомним жестокость по отнишению к мирному населению во всех оккупированных странах, но особенно в Советском Союзе. Это произошло сознательно и умышленно и по категорическому приказу Адольфа Гитлера. Вермахт послушно выполнил эти приказы. Начальник генштаба Гальдер сформулировал в мае 1941-го: «Необходимо забыть о понятии товарищества между солдатами. Коммунист не должен рассматриваться как товарищ ни до, ни после боя.» Соответственно следовало поступать и с пленными, и это по сей день неизгладимо запечатлелось в памяти у народов бывшего Советского Союза.
Когда Советский Союз в самом начале войны проявил готовность заключить с Германским рейхом через Красный Крест договорённость об обращении с военнопленными, то Гитлер резко
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отверг это предложение и сделал всё для того, чтобы с помощью миллионов листовок о его отказе стало известно и его солдатам. Потому что у него была цель, и она была однозачна: ни один немецкий солдат не должен был поверить в то, что в советском военном плену он мог бы иметь хоть какой-то шанс на выживание. Все должны были воевать до последней капли крови и не сдаваться ни в коем случае. К судьбам солдат, всё-таки попавших потом в плен, главнокомандующий относился совершенно равнодушно.
Давайте посмотрим на другую сторону. На другой стороне Сталиным был издан декрет: если советский солдат попал в плен, то он не воевал до последнего, и, стало быть, мог только дезертировать, будучи тем самым предателем. Поэтому по окончании войны судьбой очень многих советских военнопленных, выпущенных на родину, стало опять заключение в лагере или зачастую даже смерть. Мы можем лишь гадать, сколько ма-терей, сколько жён, сколько невест, сколько детей ещё напрасно ждали после конца войны, насколько для них было тяжело чтить память их погибших.
Но как немцы мы в первую очередь задаёмся вопросом о немецкой вине и ответственности. И нам остаётся констатировать, что многомиллионная смерть тех, кто погиб по вине Вермахта, представляет собой одно из самых крупных немецких преступлний Второй мировой войны. Многие ещё долгое время после войны не хотели этого замечать, но мы хотя бы сегодня знаем, что и Вермахт совершил тяжёлые и тяжелейшие преступления.
По различным причинам эта страшная судьба советских военнопленных в Германии никогда не дошла до сознания подходящим образом: она по сей день находится в тени памяти. Это может быть связано с тем, что немцы в первые послевоенные годы думали прежде всего о собственных погибших и пропавших без вести, так же как и о военнопленных, отчасти задержанных в Советском Союзе ещё до 1955-го года.
Это может быть обосновано и тем, что страшные кадры взятия востока Германии Красной армией перекрывали взгляд многих немцев на их собственную вину. Те, кто отводил взгляд и отказывался вспоминать через какое-то время, кроме того, получили подтверждение «правильности» своего мнения из-за политики оккупации и экспансии Советского Союза и из-за создания коммунистической диктатуры, далекой от права, диктатуры несвободы и эксплуатации в Советской зоне оккупации Германии. А в ГДР, правда, придавали огромное значение памяти нерушимой верности к братскому советскому народу, но, с другой стороны, предписанный сверху героический миф не оставлял места для эмпатии для тех, кто не был блестящим победителем, а жертвой, бесправным, побежденным.
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В более поздние годы в Западной Германии и в объедененной Германии память о геноциде евреев и связанный с этим начинающийся стыд просто препятствовали рассмотрению других преступлений.
Однако при этом все преступления национал-социализма глубоко взаимосвязаны. Их всех объединяет один и тот же корень: они происходят из представления, что и среди людей действует право сильного, что сильный обладает правом решать о праве на жизнь других людей, о ценности, о малоценности их жизней. Таким образом, были выбракованы, унижены и убиты евреи, как и цыгане, затем инвалиды или гомосексуалисты. Таким образом позже были оклеветаны народы на востоке, которых назвали «малоценными», в связи с чем с ними можно было поступать, не обращая внимания на гуманность и права человека или на правила международного и военного права.
В протоколе посещения лагеря военнопленных министром пропаганды Гёбельсом правительственный чиновник фиксирует следующее:
«Цель данной поездки должна состоять в том, […] чтобы показать представленные в новостях недели недочеловеков в натуре. […]
Поездка не привела к желаемому результату по причине того, что пленные были почти исключительно белорусами и поэтому обладали вполне человеческой внешностью.
[…]
Их обеспечивают весьма малым питанием, день и ночь у них нет никакой защиты от непогоды. На мой взгляд, эти пленные всё равно сдохнут за проволочным забором».
Гибрис, бред всемогущества, миф превосходства, цинизм: они являются признаками национал-социалистической идеологии, а также национал-социалистической преступнической практики.
Мы до сих пор потрясены, когда видим, как в течение короткого времени обычные мужчины и женщины, раз отравлены этой идеологией, могли быть сделаны совиновниками практики угнетения, а некоторые даже стать безжалостными мучителями и убийцами.
Мы стоим здесь, вспоминая это варварское беззаконие и нарушения всех правил цивилизации. Мы напоминаем о них во имя гуманности, во имя равенства и достоинства, достающихся без различия всем тем, кто носит человеческий облик. От имени прав человека, которые нас обязывают, которыми мы руководствуемся и за действие которых мы выступаем, стоим мы здесь.
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Мы здесь собрались в месте, где с первого взгляда незаметны масштабы событий, ставших поводом для нашей встречи. Памятные камни маркируют начало рядов могил, давно заросших травой. Кажется, что прошедшее с тех пор время изгладило всякое зримое либо ощутимое воспоминание о том, что тогда люди здесь свершили над другими людьми.
Так же как мы здесь в замке Хольте-Штукенброк должны напрягать нашу историческую память, чтобы представить себе на этом газоне то место ужасов для сотней тысяч людей, мы, пожалуй, вообще испытываем трудность вспоминать горе прошлого. Мы вспоминаем то, что должно было бесследно исчезнуть. Хотя бы перед нашим внутрен-ним взором должно еще раз возникнуть то, что являлось здесь страшной реальностью, которая безповоротно и неопровержимо доказана наличием фотографий, статистиче-ских отчетов, картотек, рассказов, показаний очевидцев, говорящих нам: это произошло здесь, в самом сердце Германии. И ведь это не просто как-то «произошло». Это было «сделано», это было «совершено», запланированно и по злому умыслу, и это останется непостижимым навсегда. Людьми, с которыми у нас общие язык, происхождение и на-циональность. Людьми, чьи преступления сегодня являются частью нашей истории.
Мы должны напрячь нашу волю, чтобы выдержать правду, чтобы не поддаться непроизвольной мысли о том, что все это не могло быть реальностью, все то, на что были способны люди здесь в «Шталаге-326» и в сотнях других мест по всей Германии, но это, тем не менее, действительно произошло.
Но нам нужно не только напрягать наш ум, задействовать воображение и расширять наши знания истории. Мы должны – в первую очередь и в конце концов – раскрыть наше сердце, нашу душу для того, во что нам едва хочется верить. Ведь речь идет о настоящей эмпатии, о настоящей памяти, охватывающей нас изнутри, затрагивающей наше сердце и нашу душу.
Я сегодня особенно благодарю всех, кто за последние годы и десятилетия выступал за такое повторное осознание и за такую эмпатию. Это были добровольцы, которые на общественных началах находили следы и хранили память.
Для того, чтобы не дать памяти засохнуть, существовала и существует инициатива «Цветы для Штукенброка», существует теперь благодаря неутомимой и преимущественно добровольной инициативе информационный центр. Существует образцово работающая ассоциация содействия, проводятся хорошо организованные экскурсии и выставки. Приезжающим издалека родственникам жертв, ищущим следы памяти о своих отцах и дедах, предоставляется заботливое сопровождение.
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Человек, который сам находился здесь в плену Лев Франкфурт приехал сегодня сюда и сейчас возьмёт слово. Я очень тронут, что Вы сегодня здесь, господин Франкфурт. Это нечто вроде милостивого подарка нам, он вызывает в нас одновременно стыд и радость. Спасибо!
Присутствуют среди нас и члены семьи Базановых, чьи отец и двоюродный дед – Базан Эрдниев – был пленным в этом лагере и похоронен здесь. Мы только что немного помолчали на том месте, на котором Вы вспоминаете своего отца. Большое спасибо и Вам, дорогая семья Базановых, что Вы приехали в этот день, и я рад, что Вы сопровождали меня в этот день и находитесь среди нас.
К инициативам, свидетельствующим о проводимой здесь ценной работе, относится также секция по истории гимназии замка Хольте-Штукенброк. Имеется проект «Анне Франк» и межшкольный театральный проект. Все эти юноши и девушки взяли на себя задачу сохранить и передавать память. То же самое относится и к ученикам-полицейским, которые здесь проходят обучение и ясно осознают, что означает история этого места. Приехали сегодня также молодые солдаты бундесвера, для которых историческое сознание является само собой разумеющимся фактом.
Благодаря этим добровольным инициативам честных и неутомимых людей здесь, как и в других, аналогичных местах оказывалось и оказывается упорное, повседневное сопротивление забвению. И это хорошо, это часть нашей культуры. Присутствуют сегодня также представители организаций «Акция искупления – служба делу мира», «Против забвения /За демократию» и Германо-Российского музея Берлин-Карлсхорст. Вам и многим другим, кто в нашей стране самоотверженно трудится во имя воспоминания и сохранения памяти, я хочу выразить особую благодарность здесь и сейчас. Вы помогаете выполнить задачу, еще актуальную и через 70 лет после окончания войны: вывести из тени забвения и судьбы совестских военнопленных.
Мы стоим недалеко отсюда перед местом, которое принесло смерть и гибель, на котором оставили невидимый след крики, вздохи и стон измученных тел и душ.
Это одно из тех мест, где мы с болезненной интенсивностью ощущаем, что забота о погибших является долгом для живых. Так давайте в этот день, через 70 лет после окончания войны, выскажем нашу приверженность этому долгу. Давайте пообещаем друг другу сделать все от нас зависящее, чтобы обеспечить и защитить достойную человека, мирную жизнь.
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- Russenstein_Lazarett für Kriegsgefangene
- Die Heil- und Pflegeanstalt Heppenheim wurde Ende des Jahres 1941 von der Wehrmacht beschlagnahmt und als Lazarett für ihre französischen, russischen und amerikanischen Kriegsgefangenen genutzt. Die Unterbringung und Versorgung der Gefangenen unterlag der “rassischen Weltanschauung” der Nationalsozialisten. Die russischen Gefangenen hatten daher unter besonders schlechten Bedingungen zu leiden. 368 sowjetrussische Soldaten waren dort gestorben. Insgesamt starben 685 ausländische Kriegsgefangene in dem Lazarett. Am 27. März 1945 besetzten amerikanische Truppen die Stadt und die Anstalt.
- quelle: LAGIS = Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen
- Медицинских и дома престарелых Heppenheim используется с конца 1941 года вермахт, учреждения конфисковали под госпиталь для военнопленных. На 27 Март 1945 американские войска заняли город и учреждения. Они использовали это сейчас для размещения своих французских, русских и американских военнопленных.Жилья и ухода за заключенными уступил “расовой идеологии” нацизма.Россия заключенных, следовательно, страдают от крайне плохих условиях. 368 советских солдат умерли там. В общей сложности 685 иностранных военнопленных умерли в больнице. На 27 Март 1945 американские войска заняли город и учреждения. (1)
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Bilder über die Befreiung durch amerikanische Soldaten im März 1945 finden Sie in der Deutschen Digitalen Bibliothek, aufgenommen von Reportern der US Militär-zeitungschrift Stars and Stripes
Wilhelm Metzendorf schreibt über das Lager in seinem Buch Geschichte und Geschicke der Heppenheimer Juden auf Seite 411 folgendes:
Nach 1941 diente das Landeskrankenhaus zur Aufnahme vonzum größten Teil
russischen, meist tuberkulösen Kriegsgefangenen. Die Namen ihrer etwa 600
Toten enthält ein Memorbuch (Stadtarchiv H). Auch diese Toten , unter denen
sich keine Juden befinden, sind nicht Opfer von Vernichtungsaktionen………
(1) Mit dem Lager und dem Soldatenfriedhof in Auerbach befaßt sich auch eine russische Internetseite/ -plattform.
Auf der Seite findet man unter anderem eine Listen mit den Namen aller russen, die im Lager verstorben sind , einen Auszug aus der Liste finden Sie hier: Klicken Sie mit der linken Maustaste auf die Abbildung oder wechseln Sie direkt zur Seite http://www.sgvavia.ru/forum/117-914-1 Über ein Massengrab auf dem Soldatenfriedhof in Bensheim Auerbach In deutscher Kriegsgefangenschaft verhungert
Im nördlichen Teil des Friedhofs befindet sich ein Massengrab: 385 sowjetische Kriegsgefangene, die in der als Lazarett dienenden Heil- und Pflegeanstalt Heppenheim ums Leben kamen, haben hier ihre letzte Ruhe gefunden. Die hohe Sterblichkeit lässt sich auf eine teils umständebedingte, teils gezielte Vernachlässigung der Ernährung und der medizinischen Versorgung dieser Menschen zurückführen.
quelle: http://www.volksbund.de/hessen/
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Alfred Emig , Der Russenstein
Der Russenstein in der Grünanlage am Graben nahe beim Ehrenmal für die Gefallenen von 1870/71 kündet davon, dass in Heppenheim Kriegsgefangene aus zahlreichen Ländern festgehalten und hier auch zu Tode gekommen sind. Auf dem Findling ist eine Bronzetafel mit folgender Inschrift angebracht: ” Zum Gedächtnis an die im Weltkrieg 1939-1945 und insbesondere in folge des Fliegerangriffs auf Darmstadt und Heppenheim verstorbenen Soldaten aus Rußland, Polen, Jugsolawien, Italien, Griechenland und Frankreich, die bis zur Umbettung auf den großen Ehrenfriedhof in Auerbach im Jahre 1955 unweit von diesem Platze, ihre vorübergehende Ruhestätte gefunden haben”……..mehr zum Thema Kriegsgefangene bei : Alfred Emig, in: Erika Hertl, Hrsg, Heppenheimer Geschichten Band 2 , 1997; Seite 15ff )
eigene Recherchen
Dokumente über Kriegsgefangene befinden sich unter anderem im hessischen Staatsarchiv in Darmstdt. Das Material lässt isch leicht erschliessen über das Findebuch für das Kreisamt Heppenheim das auch im internet veröffentlicht ist, relevant sind in diesem Zusammenhang vor allem die Seiten 174 ff (184 ff des pdf-Dokuments)