Laut wikipedia ist ein Nudge (engl. für Stups oder Schubs) für die Erfinder des Begriffs Richard Thaler und Cass Sunstein eine Methode, um ohne Verbote oder Befehle das Verhalten von Menschen zu beeinflussen.
Der durch Thaler und Sunstein in den Bereich der Verhaltensökonomik eingeführte Nudge-Begriff wird auch in anderen Gebieten verwendet, so zum Beispiel in der Marketing-Kommunikation.
Inhaltsverzeichnis
Begriffsherkunft
Der Begriff wurde von den US-Professoren Richard Thaler (Wirtschaftswissenschaftler) und Cass Sunstein (Rechtswissenschaftler) in ihrem 2008 erschienenen Buch Nudge. Improving Decisions About Health, Wealth, and Happiness (deutscher Titel: „Nudge: Wie man kluge Entscheidungen anstößt“) geprägt. In dem Buch plädieren sie für einen libertären Paternalismus: Ausgehend von der empirischen Erkenntnis, dass menschliche Entscheidungen nur begrenzt rational sind und unweigerlich durch ihren Kontext (Entscheidungsarchitektur) beeinflusst werden, sollten die Stellen, die den Kontext beeinflussen können, dies so tun, dass das Gemeinwohl vergrößert wird. Diese paternalistische Beeinflussung von Menschen ist dabei insofern libertär, als dem Entscheider jederzeit die Möglichkeit offen steht, sich gegen den Weg zu entscheiden, auf den er „gestupst“ wird.
Beispiele
Die beiden Autoren geben etwa folgende Beispiele für einen Nudge:
- Wird in Urinalen ein Abbild einer Fliege angebracht, landet 80 % weniger Urin auf dem Boden, da die Männer auf die Fliege zielen.[1]
- Wird an einem Kantinenbuffet Obst erhöht in Griffnähe präsentiert, Donuts und Plundergebäck dagegen weiter entfernt, greifen die Mitarbeiter öfter zum Obst. Auch ein Spiegel hinter dem Buffet lässt sie zu Obst statt Donuts greifen, wie ein Experiment des US-Senders ABC zeigt.[2]
Im Einklang mit dem Konzept des libertären Paternalismus schlagen Thaler und Sunstein unter anderem vor
- Private Vorsorgepläne einzuführen, in die automatisch eingezahlt wird, es sei denn man entscheidet sich bewusst dagegen und deren Einzahlungsrate automatisch mit jeder Gehaltserhöhung steigt
- Das System der Organspende so zu gestalten, dass jeder als Organspender gilt, es sei denn, er entscheidet sich explizit dagegen
Einfluss auf die Politik
Im Jahr 2010 setzte die britische Regierung ein Behavioural Insights Team ein, dessen Aufgabe es war, Wege zu finden, die Nudge-Theorie zur Verbesserung der Regierungspolitik und staatlicher Dienstleistungen einzusetzen. Die Projektgruppe untersuchte dabei unter anderem Wege, die Bereitschaft zu erhöhen, Steuern zu zahlen und an gemeinnützige Organisationen spenden, Fehler beim Verschreiben von Medikamenten zu vermeiden, und die Wahlbeteiligung zu erhöhen.
New South Wales in Australien hat eine „Behavioural Insights“-Einheit.
In den USA gibt es mit der Social and Behavioral Sciences Initiative eine ähnliche Gruppe. Aufgrund der Kompetenzregelungen in der US-Verfassung, insbesondere dem 14. Zusatzartikel zur Verfassung der Vereinigten Staaten und dessen Gleichbehandlungsgrundsatz, werden in den USA besondere Anforderungen an die Verhältnismäßigkeit gestellt. Insbesondere werden staatliche Regelungen vorwiegend unter der Perspektive eines Eingriffs in Freiheitsrechte gesehen, dessen Bedarf abgewogen werden muss. Nudging im Sinne einer Verschiebung von Anreizen gilt dem gegenüber nicht als Eingriff und ist daher wesentlich einfacher durchzusetzen und im Falle einer gerichtlichen Anfechtung zu verteidigen.[3]
Zunehmend an Bedeutung gewinnt der Nudge-Ansatz als ergänzendes Instrument in der ökologischen Verbraucherpolitik zur Förderung nachhaltigen Konsumverhaltens.[4]
Einzelnachweise
- Nudge. Improving Decisions About Health, Wealth, and Happiness, S.4
- ABC News
- Christopher Unseld: Take your 3D glasses off – How nudging provokes the way we imagine law. Verfassungsblog, 19. April 2015
- Umweltbundesamt November 2012: Umweltverträglicher Konsum durch rechtliche Steuerung
Literatur
- Richard Thaler, Cass Sunstein: Nudge. Improving Decisions About Health, Wealth, and Happiness.
- Richard Thaler, Cass Sunstein, Libertarian Paternalism, The American Economic Review, Vol. 93, No. 2, Papers and Proceedings of the One Hundred Fifteenth Annual Meeting of the American Economic Association, Washington, DC, January 3-5, 2003 (May, 2003), pp. 175-179, online
Weblinks
lies auch bei Legal Tribune online: Der sanfte staatliche Schubs in die richtige Richtung
………….Die Kritiker des Nudging werfen der Regierung Manipulation und Entmündigung der Bürger vor. Aus rechtlicher Sicht ist insbesondere der Kritikpunkt der mangelnden Transparenz hervorzuheben. Während ein Strafzettel wegen überhöhter Geschwindigkeit, dem auch noch eine Rechtsmittelbelehrung angefügt ist, offensichtlich eine staatliche Maßnahme ist, erkennen die Adressaten einen Nudge möglicherweise gar nicht als einen solchen. …………………
alles lesen bei : Legal Tribune
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Verfassungsblog : Christopher Unseld, Take your 3D glasses off…
………..Nudging does polarize, but it also challenges the conventional way German legal scholars imagine the world of law. Even though it is good intuition to be afraid of a totalitarian government of economic rationality, it would be wrong to defend our current logic of judicial proportionality against the nudging approach. Instead, we should embrace democratically supervised economic expertise within our regulatory framework, without giving up on the possibility of radical love and revolution……………. Weiterlesen
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Die Welt:
Merkel will die Deutschen durch Nudging erziehen
Die Stellenausschreibung war ungewöhnlich: „Das Bundeskanzleramt sucht am Dienstort Berlin für das Referat Stab Politische Planung, Grundsatzfragen und Sonderaufgaben befristet bis zum Ende der 18. Legislaturperiode drei Referenten“, hieß es vergangenen August. Die drei Bewerber sollten „hervorragende psychologische, soziologische, anthropologische, verhaltensökonomische bzw. verhaltenswissenschaftliche Kenntnisse“ haben. „Merkel will Psycho-Trainer anheuern“, wunderte sich die „Bild“-Zeitung.
Nur wollte die Bundeskanzlerin sich nicht selbst auf die Couch legen. Die drei gesuchten Experten sollen der Kanzlerin beim „wirksamen Regieren“ helfen. Merkel übernimmt damit einen Ansatz, den die amerikanische oder britische Regierungen schon seit Jahren anwenden. Das sogenannte Nudging. weiterlesen bei Die Welt
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ein positives Beispiel: wie VW durch einen sanften Hinweis das Fahrverhalten beeinflussen möchte …
at volkswagen we engineer safer cars ..but if we could engineer safer drivers..
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ein eher abschreckendes Beispiel:
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Prävention _Kindesmißbrauch
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zum thema nudging siehe auch : twitter #nudging
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about gamification
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