Zwei Veranstaltungen im November 2015 in Heppenheim

ilse_weberUnter dem Titel “ Das ist der Weg nach Theresienstadt . . .“ werden am 9. November drei Künstler die Lebensgeschichte der Ilse Weber vorstellen. Ilse Weber (1903 – 1944) war eine bekannte jüdische Autorin von Kinderbüchern und Hörspielen, sowie Lyrikübersetzerin. Ihr unbeschwertes Leben nimmt mit dem Einmarsch der deutschen Wehrmacht in die Tschechoslowakei ein jähes Ende. In Briefen beschreibt sie ihren Alltag. 1942 wird die Familie Weber nach Theresienstadt deportiert. Dort schreibt Ilse eine große Anzahl von Liedern und Texten. Es sind mehr als 50 Gedichte erhalten geblieben, die Zeugnis geben von Menschen und ihren Schicksalen. 1944 wird Ilse Weber mit ihrem Sohn in einem Transport von Theresienstadt nach Auschwitz gebracht und dort ermordet. Die Altistin Dominique Engler zeichnet die schönen und tragischen Lebenswege von Ilse Weber nach und stellt das Werk dieser charismatischen Frau gemeinsam mit Uwe Pfeifer durch Rezitation und Gesang vor. Mit einfühlsamer Gitarrenmusik werden die beiden von Daniel Ewald begleitet. Zu dieser Veranstaltung lädt der Verein gemeinsam mit dem Martin-Buber-Haus und den ev. und kath. Kirchen-gemeinden ein.

Beginn ist am 9.November 2015 um 19 Uhr im Marstall, Amtsgasse 5 in Heppenheim.

Der Eintritt ist frei. Nach der Veranstaltung besteht für die Besucher die Möglichkeit am Schweigekreis teilzunehmen, der um 21 Uhr zum Gedenken an die Pogromnacht 1938 an der Gedenkstätte am Starkenburgweg stattfindet.

Inzwischen laufen die Vorbereitungen für die nächste Stolpersteinverlegung.
Am 13. November um 14 Uhr wird ein nächster Stein für Sofie Fischer geb. Bär verlegt werden.
Herr Beringer hat zu Sofie Fischer recherchiert und konnte auch Kontakt zu den Enkelkindern von Frau Fischer aufnehmen: Frau Marianne Degginger und Herr Hansmartin Unger leben beide in St. Gallen und werden mit weiteren Angehörigen bei der Stolpersteinverlegung dabei sein.

2014_Buch-Marianne-DeggingerFrau Degginger hat zwei Bücher veröffentlicht, in denen sie ihre Familiengeschichte erzählt. „Schwieriges Überleben“, so der Titel des ersten Buches (Hartung-Gorre Verlag). In ihrem neuen Buch „Marianne – eine wahre Geschichte“ (Verlag rainStein) berichtet sie in Tagebuchform aus der Sicht eines jungen Mädchens auch über ihre Omi Sofie. 1941 – Marianne ist 9 Jahre alt- besucht sie gemeinsam mit ihrer Mutter die Großmutter. Omi Sofie musste ihre Wohnung in Heppenheim 1939 verlassen und lebt nun in Frankfurt in einem Judenhaus: „Gestern waren wir bei ihr, aber ich habe sie fast nicht erkannt. Schlimmer, am liebsten wäre ich weggelaufen…….Hier konnte Omi nicht sein! Die Adresse stimmte, Wöhlerstr. 13. …Da mittendrin entdeckte ich meine Omi. Oder den Schatten von ihr. Sie flatterte nervös und zerrte mich ängstlich zu sich heran. Meine Omi! Ich wollte sie umarmen, aber der Gestank um sie herum
erschlug mich fast. . .“ (zit. S. 17)

sofie fischerSofie Fischer lebte seit 1903 in Heppenheim. Sie wird von ihrer Enkelin als kleine, zierliche Frau beschrieben, die in ärmlichen Verhältnissen lebte. In einem Brief von 1935 schrieb die verängstigte Frau, dass sie aufgrund der Vorkommnisse in schrecklicher Stimmung sei und nicht schlafen und essen könne. 1939 musste Sofie Fischer Heppenheim verlassen und kam nach Frankfurt in das Judenhaus in der Wöhlerstraße. Von dort aus wurde sie 1942 in das Konzentrationslager nach Theresienstadt deportiert. Dort starb Sofie Fischer im Dezember 1943.

Verlegung des Stolpersteines für Frau Sofie Fischer am 13. November 14 Uhr, Darmstädter Str. 20

fischer_yadvashemDie Erinnerungsworte werden von Schülern der Martin-Buber-Schule vorgetragen. Frau Degginger wird von ihren Erinnerungen an die Großmutter berichten. Die musikalische Gestaltung übernehmen Schüler der städtischen Musikschule. Die Gedenkfeier findet auf dem Gelände der Heilig-Geist-Kirche statt. Damit keine Gefährdung der Besucher durch den vorbeifahrenden Verkehr entsteht, bitten wir Sie darum, die Verlegung von der Kirchenseite aus mit zu verfolgen.

quelle: veranstaltungshinweis basiert auf einer mail an Mitglieder und Freunde des Vereins, Stolpersteine Heppenheim e.V. foto frau fischer: aus M. Degginger, D. Kähler, Marianne, Gedenkblatt der Holocaust Gedenkstätte Yad Vashem
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Wilhelm Metzendorf in Geschichte und Geschicke der Heppenheimer Juden, über Sofie Bär (verheiratete Fischer) :
Sophia Bär ( Schwester von Ludwig B. ) * Würzburg 20.11.1872,isr., 1903 wohnhaft Stuttgart, kam um 1903 nach H, musste nach dem 10.November 1938 wie andere H Juden in das Haus Mainzer (Friedrichstrasse 19) umziehen; Abmeldung H 4.1.1939 nach Frankfurt /M (Wöhlerstrasse 6), kam am 18.8.1942 in das Ghetto Theresienstadt; dort gestorben 2.12.1943 (Sonder-StA. Arolsen, Abt. I 2689/57)… ( Metzendorf, a.a.O. Seite 303f, Rdnr. 29) ……
Über die Adresse Wöhlerstrasse, Frankfurt…erst jüdisches Altersheim dann NS Sammellager
1936 gründete Hilde Meyerowitz als Geschäftsführerin des Provinzialverbands für Jüdische Wohlfahrtspflege in Hessen-Nassau (Sitz in Frankfurt/M.) in der Wöhlerstraße 6 ein jüdisches Altersheim. Es war vor allem als Zuflucht für jüdische Seniorinnen und Senioren aus der hessischen Provinz gedacht. Anfangs wurden im Haus Wöhlerstraße 6 Wohnungen angemietet. Zuletzt wurde das Heim ebenso wie die beiden weiteren Seniorenunterkünfte in der Wöhlerstraße 8 und 13 als NS-Sammellager vor der Deportation missbraucht.
Quelle: Jüdische Pflegegeschichte
Über das Altersghetto Theresienstadt
Die Menschen, die in diesen Wochen nach Theresienstadt kamen, waren alte, früher meist besser gestellte Personen. Sie waren im Reich der Nazipropaganda zum Opfer gefallen, die ihnen ein „Bad Theresienstadt“ versprochen hatte, ein „Altersheim in Böhmen“ mit ärztlicher Betreuung und guter Pflege. Von der SS in Reichszeitungen aufgegebene Anzeigen priesen die guten Unterkünfte in Theresienstadt. Viele dieser alten Menschen fielen darauf rein, glaubten so, der drohenden Deportation in den Osten entgehen zu können. Sie glaubten der Nazipropaganda von einer Stadt, die „der Führer den Juden schenkte“, eine Stadt, in der sich die Juden selbst regieren und verwalten konnten, in der man sie in Ruhe ließ. Sie hatten alles zurückgelassen, hatten sich durch sogenannte „Heimeinkaufsverträge“ einen Platz im Altersghetto erkauft, oftmals ihren ganzen Besitz dafür gegeben. Viele waren glücklich, endlich nach Theresienstadt zu kommen und erwarteten, wie Helga Weissová berichtete, bei ihrer Ankunft ein Zimmer mit Blick auf den See. Sie brachten Spitzenkleider, Fotoalben, Sonnenschirme, Frack, Zylinder und Erinnerungsstücke mit. Niemand dachte an Eßbesteck, an warme Kleidung, Decken, Proviant, alles Dinge, die sie in Theresienstadt dringend benötigten.
Quelle: Ghetto Theresienstadt
November 2014: Die ersten „Stolpersteine“ werden in Heppenheim verlegt
Heppenheim Stolpersteine2014 Texte.jpg (46284 Byte)Vgl. Presseartikel vom 21. Oktober 2014:
Damit die Erinnerung nicht verloren geht (veröffentlicht am 21.10.2014 00:12 auf echo-online.de)
Anmerkung: In der Lehrstraße 3 wurden insgesamt sieben „Stolpersteine“ zur Erinnerung an die Heppenheimer Familie Sundheimer verlegt: Die Eltern Maier und Ida Sundheimer sowie ihre beiden jüngsten Kinder Ludwig und Eva wurden 1942 deportiert und ermordet. Die drei älteren Töchter Käthchen, Else und Gertrud konnten noch rechtzeitig emigrieren und haben den Holocaust überlebt. Links die Texte auf den „Stolpersteinen“ in Heppenheim.
Weitere Berichte zur Verlegung der „Stolpersteine“:
In der Website der Stadt Heppenheim (mit Fotos): http://www.heppenheim.de/Stolpersteine.3712.0.html
Bergsträßer Anzeiger: http://www.morgenweb.de/region/bergstrasser-anzeiger/heppenheim/sieben-steine-fur-sieben-menschen-1.1979238
Echo online: „Für uns schließt sich hier ein Kreis“ (veröffentlicht am 22.11.2014 00:08 auf echo-online.de)
Ffduseh’s Weblog DSE: https://ffduseh.wordpress.com/2014/11/18/impressionen-von-der-stolpersteinverlegung-am-17-11-2014-in-heppenheim /
Kontakt: Den Verein „Stolpersteine – Erinnern für die Zukunft“ gibt es seit 2013 (siehe oben). Die rund 40 Mitglieder freuen sich über weitere Helfer.
Die Mitgliedschaft kostet zwölf Euro jährlich. Auskunft gibt Vorsitzende Sabine Fraune unter 06252 73759. quelle : http://www.alemannia-judaica

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Die „Reichspogromnacht“ stellt einen vorläufigen Höhepunkt der Judenverfolgung im nationalsozialistischen Deutschland dar, die schlussendlich in den Vernichtungslagern ihren Zielpunkt fand. Die vorliegenden Materialien sollen dazu dienen, einen Projekttag zum 9. November 1938 zu ermöglichen.   zum download bei bpb