KZ Osthofen – gleich um die Ecke

Die rheinhessische Kleinstadt Osthofen bei Worms gehörte zur Zeit des Dritten Reichs zum Volksstaat Hessen. Vom Jahr 1933 bis 1934 bestand dort in den Gebäuden einer ehemaligen Papierfabrik das Konzentra­tionslager Osthofen. Offiziell eingerichtet wurde das Lager auf Anordnung des Staatskommissars für das Polizeiwesen im Volksstaat Hessen zum 1. Mai 1933, um all jene Einwohner Hessens dort einzusperren, welche aus politischen Gründen verhaftet und länger als eine Woche festgehalten wurden. Tatsächlich wurden bereits im März die ersten Gegner des NS-Regimes nach Osthofen gebracht. Die regionale Presse berichtete ab Mai von der Einrichtung des Konzentrationslagers und von den Verhafteten.

Die Existenz des Lagers war der Bevölkerung der Umgebung somit gut bekannt. Zwar wurden die im Lager herrschenden Zustände in der Presse stark verharmlost, dennoch werden die Berichte über das Lager ihren Zweck erreicht haben, die Bevölkerung einzuschüchtern und politische Opposition zu unterdrücken.

Unter den insgesamt mindestens 3000 Häftlingen – die Anzahl der Schutzhäftlinge war in Hessen vergleichsweise gering – befanden sich Mitglieder der KPD, der SPD und Gewerkschafter, aber auch Angehö­rige des Zentrums, Juden, Zeugen Jehovas, Sinti und andere.

Die meisten Häftlinge waren vier bis sechs Wochen interniert, einzelne bis zu einem Jahr. Das KZ Osthofen war kein Vernichtungslager, jedoch war die Lagerhaft durch Hunger, Misshandlungen, Demütigungen, Krankheiten, harte Arbeit und schlechte hygienische Verhältnisse geprägt.

Auf dem Gelände einer benachbarten leer stehenden Holzmühle („Alte Holzmühle“, Lager II) und im Amtsgerichtsgefängnis der Ortes wurden Häftlinge unter „verschärftem Arrest“ festgehalten: abgeschnitten von der Außenwelt und den Mithäftlingen, systematisch terrorisiert und gefoltert.

Da ab Mai 1934 auf Anweisung Himmlers das System der Konzentrationslager im ganzen Reich umorganisiert wurde, existierte das KZ Osthofen kaum mehr als ein Jahr. Im Juli 1934 wurde es als eines der letzten frühen Lager aufgelöst. Viele der Inhaftierten wurden nach der Schließung des Lagers erneut verfolgt, in andere Haftstätten und Lager verschleppt und dann später getötet.

Quellen:

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